Padura in der Schweiz: «Ich gehe an die Grenzen»

01.07.2005 23:25
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#1 Padura in der Schweiz: «Ich gehe an die Grenzen»
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Padura auf Vorlesungsreise in der Schweiz - Interview mit dem St. Galler Tagblatt:

http://www.tagblatt.ch/index.jsp?artikel...ort=hintergrund

Auszüge:

In Antwort auf:
Ihre Bücher werden innerhalb wie ausserhalb Kubas publiziert und haben Erfolg; dennoch nehmen Sie bezüglich Beschreibung der kubanischen Realität kein Blatt vor den Mund. Sind Sie in Kuba ein tolerierter Schriftsteller?

Padura: Ja, in gewissem Sinne schon. Ich gehe bis hart an die Grenzen. An jene nämlich, bei denen ich weiss: Ginge ich einen Schritt weiter, befände ich mich in einer Sphäre, in der die Politik sich der Schilderung einer sozialen Realität vollständig bemächtigen würde. Und es ist und war nie mein Interesse, dass meine Romane sich in etwas verwandelten, das nur noch politisch ist.


In Antwort auf:
Ich frage mich, was es bringen würde, wenn ich sagte: Ich bin mutiger als andere, ich lege mich mit der Macht im Land an - und weiss dabei ganz genau, dass ich das nur im Ausland publizieren kann.

In Antwort auf:
Aber es gibt doch auch jene Fälle, wo etwas vom Ausland her Widerhall findet in Kuba.

Padura: Selbstverständlich. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: das Beispiel meines überaus geschätzten Freundes Eliseo Alberto. Eliseo, oder Lichy, wie er genannt wird, gehört zu meiner Generation, und er lebt seit 15 Jahren in Mexiko. Vor neun Jahren schrieb er ein Buch «Informe contra mi mismo» (Deutsch: «Rapport gegen mich selbst»), das für mich zum Besten gehört, was es an explizit politischen Texten zu Kuba gibt. Es ist ein politisches Plädoyer, das aber in einer durch und durch literarischen Sprache gehalten ist. Für Lichy war klar, dass er sich mit diesem Buch in Kuba zur Persona non grata machen würde.


In Antwort auf:
Könnte man sagen, Sie selber wären nicht bereit, einen solchen Preis zu bezahlen?

Padura: Ja, das darf man sagen, und man darf auch sagen, dass es nicht einfach ist, mit Gott und mit dem Teufel auf gutem Fuss zu stehen (lacht). Ich möchte auch betonen, dass ich oft im Ausland bin, sowohl in Europa wie auch in Amerika und in Asien, aber immer, wenn ich von diesen Auslandaufenthalten zurückkomme, wird mir bewusst: Ich könnte nirgendwo anders leben als hier in Havanna. Ich kann es nicht genau erklären, aber für mich ist die Magie dieser Stadt einfach so stark, dass ich mich ihr nicht entziehen kann. Oft habe ich auch schon in Interviews erzählt, dass ich nirgendwo anders schreiben kann als hier in meinem Haus in Mantilla. Ich bin hier geboren, ich habe immer hier gelebt, meine Eltern haben dieses Haus anlässlich meiner bevorstehenden Geburt im Jahr 1954 bauen lassen, das ist wirklich mit mir verbunden, das kann mir niemand wegnehmen.




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