Guatemala: Menchu gewinnt Diskriminierungsprozess

Guatemala-Stadt (AFP) - In einem richtungweisenden Verfahren hat die Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu einen Rassismus-Prozess in Guatemala gewonnen. Ein Gericht in Guatemala-Stadt verurteilte fünf ranghohe politische Persönlichkeiten zu Haftstrafen von je zwei Jahren und acht Monaten wegen Diskriminierung und weiteren sechs Monaten wegen Störung der öffentlichen Ordnung. Es ist die erste Verurteilung wegen rassistischer Diskriminierung in der Geschichte des Landes, dessen Bevölkerung zu 60 Prozent aus Indios besteht. Die Indianerführerin Menchu begrüßte das Urteil als "wunderbar" und wegweisend für weitere Klagen.

Die Gefängnisstrafen können in Geldstrafen umgewandelt werden. Zu den Verurteilten zählen Juan Rios, der Enkel des früheren Diktators General Efraín Ríos Montt, zwei frühere Abgeordnete und zwei weitere Politiker aus dem Umfeld von Ríos Montt. Sie hatten Menchu im Jahr 2003 bei einer gerichtlichen Anhörung gegen die Präsidentschaftskandidatur von Ríos Montt rassistisch beschimpft und beleidigt.

"Wir haben Geschichte geschrieben", kommentierte Menchu das Urteil. Es sei das erste Mal in der Geschichte Guatemalas, dass Diskriminierung als eine Straftat verurteilt werde. Jetzt könnten andere Diskriminierungsopfer vor Gericht ziehen. Die Verteidigung kündigte Berufung gegen das Urteil an.

In Guatemala ist die rassistische Diskriminierung der Maya weit verbreitet. Im Oktober 2002 wurde Rassendiskriminierung als Straftatbestand ins Gesetzbuch aufgenommen. General Ríos Montt war 1982 auf dem Höhepunkt des Krieges zwischen Militär und linksgerichteter Guerilla durch einen Putsch an die Macht gelangt. Unter seiner etwa eineinhalbjährigen Diktatur setzte die Armee ihre "Politik der verbrannten Erde" gegen indianische Dörfer fort, die der Zusammenarbeit mit der Guerilla verdächtigt wurden. Schätzungen von Menschenrechtsgruppen zufolge wurden unter der Herrschaft des Generals und Gründers einer evangelischen Sekte 17.000 Oppositionelle getötet.

http://de.news.yahoo.com/050405/286/4hbvx.html

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